Spalten, ausgrenzen, hetzen – AfD will zurück in die pädagogische und gesellschaftliche Steinzeit

Bild: Christof Mattes; CC BY-SA 4.0

Der Hessische Landtag musste heute auf Antrag der AfD-Fraktion über deren Forderung debattieren, wesentliche Lerninhalte aus dem Sexualkundeunterricht an hessischen Schulen auszuschließen. Lebensentwürfe und geschlechtliche Identitäten, die vom Schema „Mann-Frau-Kind(er)“ abweichen, sollen demnach nicht mehr Gegenstand des Unterrichts sein und sind nach Auffassung der AfD nicht zu akzeptieren, sondern allenfalls zu tolerieren.

In der Plenardebatte dazu sagte die SPD-Abgeordnete Nina Heidt-Sommer (SPD):

„All das, was im geltenden Lehrplan Sexualerziehung vorgesehen ist, existiert in der realen Welt: Patchwork- und Regenbogenfamilien, Homo-, Bi-, Inter- und Transsexualität. Darüber aufzuklären ist wichtig, und es ist richtig, schon in der Schule darauf hinzuwirken, dass Menschen mit alternativen Lebensentwürfen und divergierenden geschlechtlichen Identitäten akzeptiert und nicht ausgegrenzt werden.

Das Kultusministerium hat mit der Einführung des Ziels der Akzeptanz gemeinsam mit allen demokratischen Fraktionen des Hessischen Landtags den hessischen Schülerinnen und Schülern mit dem Lehrplan Sexualerziehung das Signal gegeben: Liebt und lebt in Gleichberechtigung und mit Verantwortung. Das ist ein gutes Signal für eine offene, demokratisch verfasste Gesellschaft.

In den hessischen Schulen werden im Sexualkundeunterricht neben allgemeinen Fragen zur menschlichen Sexualität, die mit der Entstehung von Kindern, Verhütung und Infektionsgefahren zusammenhängen, auch weitergehende gesellschaftliche Themen behandelt, mit denen umzugehen junge Menschen lernen müssen: Das Recht, jederzeit Nein und Stopp sagen zu können, Gleichberechtigung als Grundlage sexueller Beziehungen oder die Feststellung, dass sexuelle Übergriffe niemals in Ordnung sind und angezeigt werden können – all das gehört in einer offenen, freiheitlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zur Sexualerziehung.

Die AfD fordert hingegen die pädagogische und gesellschaftliche Rückkehr in finstere Vorzeiten, in denen gegenüber allen, die ‚anders‘ waren, Repression, Ausgrenzung und Ablehnung herrschten. Denn die AfD fürchtet die gesellschaftspolitischen Errungenschaften, die seit Gründung der Bundesrepublik erstritten wurden, und sie verachtet Menschen, die divers sind, divers leben und divers lieben.

Wer behauptet, dass Frauen, die Frauen lieben, oder Männer, die Männer lieben, oder Menschen, die das ihnen zugeschrieben Geschlecht nicht fühlen, ein falsches Leben führen, keine guten Eltern sein können, gar eine Gefahr darstellen, der spaltet unsere Gesellschaft, der schürt zuerst Ablehnung und dann Hass.

Und genau das – zu spalten, Hass zu schüren, Hetze zu verbreiten – ist der Markenkern der AfD.

Sexuelle Selbstbestimmung ist ein demokratisches Grundrecht, das wir Demokratinnen und Demokraten selbstverständlich verteidigen. Sexuelle Diversität und diverse Lebensentwürfe sind selbstverständliche Realitäten, die in einer aufgeklärten Gesellschaft akzeptiert und geachtet werden müssen. Und wenn Schule ihren Beitrag zu Akzeptanz und Achtung leistet, dann ist das gut so.

Deswegen gehe ich davon aus, dass die demokratischen Fraktionen im Hessischen Landtag den unsäglichen Antrag der AfD ablehnen.“